"Als das berühmte Model Lula Landry von ihrem schneebedeckten Balkon im Londoner Stadtteil Mayfair in den Tod stürzt, steht für die ermittelnden Beamten schnell fest, dass es Selbstmord war. Der Fall scheint abgeschlossen. Doch Lulas Bruder hat Zweifel – ein Privatdetektiv soll für ihn die Wahrheit ans Licht bringen." (Aus der Verlagsankündigung)
Dieser Privatdetektiv ist Ex-Militärpolizist Cormoran Strike, der in Afghanistan ein Bein verlor und sich gerade von seiner langjährigen Beziehung verabschiedet hat.
Die Dynamik zwischen ihm, dem Bastard-Sohn eines berühmten Musikers, und seiner durch die Zeitarbeitsfirma "Temporary Solutions" vermittelten Sekretärin Robin ist für mich das Beste am ganzen Buch, dessen Krimiplot zeitweise abzudriften droht in eine etwas moralisierende Kritik an Medien, der Oberflächlichkeit der Modebranche und des Promilebens. Zum Glück bewahren Witz und erzählerische Wärme von J.K.Rowling, die sich hinter dem Pseudonym "Robert Galbraith" zu verbergen suchte, das Buch meistens davor. Meistens, denn um einige Klischees und (allzu offensichtliche?) Anleihen aus dem Personal der Yellow Press kommt Rowling nicht umhin, wenn sie Figuren wie Lula Landry, das tote Model und Evan Duffield, ihren drogensüchtigen Schauspielerfreund beschreibt. Oder natürlich den unsympathischen Regisseur Bestigui, einen Nachbar von Lula sowie seine künstliche und dabei selbstverständlich etwas dumme Frau. Der beste Freund von Lula ist Modedesigner und natürlich schwul. Und auch der Fall selbst wird etwas episch, das Buch braucht eine Weile, um richtig Fahrt aufzunehmen und als Leserin rätselte ich erfolglos bis zur plötzlichen Auflösung mit, freute mich gar mehr am Ausgang des zweiten Erzählstrangs - darüber aber sogar so sehr, dass ich auch den nächsten Fall lesen werde.
Insofern: passabel, stellenweise sehr witzig und ganz interessant, aber nicht herausragend.
von Robert Galbraith, übersetzt von Wulf Bergner
Blanvalet Verlag 2013
Gelesen auf Skoobe
... nicht über das ganze Buch hinweg.
Mark Whatney, als Botaniker und Ingenieur/Bastler, Mitglied der Marsmission Ares 5, ist unter Captain Lewis und mit 4 weiteren Astronauten bereits seit einigen Tagen auf dem Mars, als ein schwerer Sandsturm, einen sofortigen Abbruch der Mission erforderlich macht. Auf dem Weg zur rettenden Kapsel wird Mark von den anderen getrennt und verletzt, sein Raumanzug ist durchbohrt, und der Rest des Teams lässt ihn schließlich - vermeintlich tot - zurück. Doch Mark lebt und ist nun, abgeschnitten vom Team und jeglicher Kommunikationsmöglichkeit, der einzige Mensch auf dem Mars.
Wie gut, dass Mark Mac Gyver-Qualitäten hat. Er erweist sich als unglaublich erfinderisch, wenn es darum geht, nicht nur seinen Essensvorrat zu erweitern, sondern auch, technische Geräte so umzubauen, dass sie ihm nützen.
Über weite Strecken ist dieses Buch unglaublich spannend (und man übersieht dafür die fehlende sprachliche Qualität), ab einem gewissen Punkt beginnen die ausführlichen technischen bzw. naturwissenschaftlichen Beschreibungen wie er jetzt was rausfindet bzw. richten kann oder auch, warum etwas schief ging zu lang. Und damit langweilig.
Insgesamt aber nette Unterhaltung mit einer sehr spannenden Grundkonstellation, die vielleicht nicht die ganze Länge des Buches trägt, aber auf alle Fälle lesenswert ist.
Eine sehr positive Besprechung dieser Mars-Robinsonade gibt es bei Science-Blogs (und noch eine weitere, nicht so positive) und in diesem Video gibt es einen Faktencheck zu Film und Buch.
von Andy Weir übersetzt von Jürgen Langowski
September 2015, Heyne Verlag
Kostenloses Rezensionsexemplar vom Bloggerportal
"I was thinking to myself
this could be heaven or this could be hell
..." (Eagles, Hotel California)
Auch das Hotel Hades ist eine Mehrklassen-Gesellschaft: Statt Himmel und Hölle ist das konfessionsübergreifende Jenseits, geführt vom griechischen Gott der Unterwelt, Hades, unterteilt ins Elysion, in Tartoros und die Asphodelos-Gründe für alle durchschnittlichen Menschen. In diesem überaus bürokratischen Komplex, der mich offen gestanden an eine Mischung aus Karl Valentins Inspektor Wanninger Sketch und Kafka denken ließ, müssen alle, die nicht im Elysion landen (für das man sich offiziell inoffiziell auch VIP-Tickets sichern kann) 18 Stunden täglich arbeiten. Tote brauchen schließlich keinen Schlaf.
An diesem Ort landen durch einen unglücklichen Zufall eine Schriftstellerin, ihr jüngerer Begleiter und ein Imbissbesitzer für eine höchst vergnügliche circa 20minütige Lesereise ins bürokratische Totenreich. Mehr möchte ich auch gar nicht verraten, außer: Das Lesen lohnt sich und nicht vergessen: "You can checkout any time you like but you can never leave" (Eagles, Hotel California)
Die einzige Möglichkeit, um im Hotel Hades auszuchecken? Immer genug vom Fluss Lethe trinken - sweet oblivion garantiert.
Hotel Hades
von Katharina Greve
Egmont Graphic Novel, Taschenbuch, Köln, 4.September 2014
"Die im Rauchzimmer des Crown Hotel versammelten zwölf Männer wirkten, als hätten sie sich dort zufällig eingefunden. Aus ihrem Betragen und ihrer Kleidung zu folgern - Gehrock, Frack, Seemannsjacken mit Gürtel und Beinknöpfen, gelber Moleskin, Kammertuch und Serge -, hätten sie zwölf Fremde in einem Eisenbahnwaggon sein können, jeder von ihnen auf dem Weg zu einem anderen Viertel einer Stadt mit genug Nebel und Wasserläufen, um sie voneinander zu trennen; und wahrhaftig bewirkte die absichtsvolle Absonderung jedes Einzelnen, wie er über seiner Zeitung brütete, sich vorbeugte, um seine Tabakasche in den Kamin zu schnipsen, oder die gespreizte Hand auf den grünen Flanell legte, um den nächsten Billardstoß abzuwägen, ebenjene Art geradezu greifbarer Stille, wie sie spätabends in der Eisenbahn eintritt - doch hier nicht vom Schnaufen und Rattern der Wagen übertönt, sondern vom lauten Prasseln des Regens.
Diesen Eindruck gewann Mr Walter Moody, als er in der Tür stand, die Hand am Türrahmen." (S. 15)
Welch vielversprechender Beginn (hier gelesen von der Autorin selbst: https://www.youtube.com/watch?v=J6tm6s89qqQ)! Und welch bezeichnender. Ausführliche, lange Sätze, gelegentlich ein wenig umständlich und eine Erzählerfigur, die sich immer wieder einmischt. Denn der eigentliche Beginn ist kursiv vorangestellt und fasst die Handlung des ersten Kapitels, "Merkur im Schützen", zusammen:
"In welchem Kapitel ein Fremder nach Hokitika kommt, eine geheime Versammlung gestört wird, Walter Moody seine neuesten Erinnerungen verbirgt und Thomas Balfour eine Geschichte zu erzählen beginnt."
Diese Geschichte dauert bis Seite 441, dem nächsten "Merkur im Schützen" betitelten Kapitel, mit dem wir ins Hier und Jetzt, also der auf Seite 15 geschilderten Situation im Rauchersalon des Crown Hotels zurückkehren. In der Zwischenzeit hat jedoch nicht nur Thomas Balfour eine Geschichte erzählt, nein, fast alle der Anwesenden 12 Männer hatten ihre Blickwinkel bereits in den Fokus gerückt. Das ist nicht wirklich linear, sondern eher wie eine Serie, die zwischen verschiedenen Figuren hin- und her schneidet. (Montage im Film)
Stilistisch irritierend, da bislang (ich bin auf Seite 450) noch nicht aufgelöst, finde ich die Angewohnheit, Figuren durch den auktorialen Erzähler zu charakterisieren. Auf dieses Stilmittel - das in einigen englischsprachigen Rezensionen explizit gelobt wird - hätte ich oft verzichten können, da es meist beschrieb, statt zu zeigen. Persönliche Eigenschaften der Figuren wurden vom Erzähler behauptet, um den sich meist im Zwiegespräch Befindlichen mehr Tiefe zu geben. Das ermüdete mich doch nach einiger Zeit sehr. Die Sprache (übersetzt von Melanie Walz) ist nach dem kalten, klaren "Flammenwerfer" (Rachel Kushner, übersetzt von Barbara Abarbanell) und dem sprachlich harmlosen "Ruf des Kuckucks" (Robert Galbraith, übersetzt von Wulf Bergner) überbordend bis gelegentlich antiquiert (allein die Thomas Mann Länge der Sätze!), passt jedoch zur Zeit (27. Januar 1866) und zum Erzähler. Trotz dieser minimalen Störfaktoren hat mich das Buch schnell in seinen Bann gezogen und sehr überrascht.
Nun, da ich das Buch beendet habe, ist die Verblüffung eher noch gewachsen. Bis fast zur Hälfte des Buches blickt man auf Ereignisse zurück, die in der Vergangenheit liegen, danach wird linear nach vorne erzählt - und in einem großartigen Gerichtsverfahren durch Walter Moody für Gerechtigkeit gesorgt. Danach springt das Buch erneut zeitlich und erzählt nun die Geschichte, die den von Seite 15 bis 441 geschilderten Ereignissen zuvor liegen - zugleich eine zarte Liebesgeschichte. Wie Elizabeth Knox (ebenfalls Autorin und Ehefrau des neuseeländischen Verlegers von Eleanor Catton), die in Neuseeland die Rede zur Veröffentlichung von "The Luminaries" hielt, feststellte (Link zu ihrer Rede), kommt der Name "Die Gestirne" von der astrologischen Erzählordnung, die Catton dem Buch gibt: Das Buch besteht aus 12 Kapiteln, jedes davon ist halb so lang wie sein vorhergehendes Kapitel (das fällt vor allem im letzten Viertel des Buchs auf, wo die kursiven Einleitungen bzw. Kapitelzusammenfassungen irgendwann genau so lang wie der eigentliche Kapiteltext werden). Erzählerisch eingebunden wird diese formale Vorgabe auch - wie ich fand, fast unnötig, da nicht vollends überzeugend (für mich).
Leider bin ich in der viktorianischen Literatur nicht bewandert genug, um die Leseeindrücke der Goodreads-Rezensentin Rebecca Foster aus eigener Erfahrung zu bestätigen:
"It has all the elements of a pitch-perfect Dickensian mystery novel: long-lost siblings, forgeries, opium dens, misplaced riches, a hidden cache of letters, illegitimate offspring, assumed identities, a séance, a witty and philosophical omniscient narrator’s voice, and so on. If this was a Victorian paint-by-numbers competition, Catton would have top marks."
Danach kommt sie jedoch zum Schluss, dass dem Buch ein Herz fehle - und dem kann ich nur widersprechen. Ein faszinierendes Leseerlebnis, das mich zwar nicht komplett überzeugen konnte, das mich aber umso intensiver beschäftigt hält.
von Eleanor Catton
übersetzt von Melanie Walz
btb-Verlag, Hardcover, November 2015
(Das Buch wurde mir netterweise als Rezensionsexemplar vom Bloggerportal zur Verfügung gestellt)
Bartholomeu Pescado, genannt Fish, ist ein surfender Privatdetektiv in Südafrika, der Gras an Uni-Professoren vertickt, um über die Runden zu kommen und sich regelmäßig von seiner Mutter anhören muss, doch nun endlich erwachsen zu werden und seinen Jura-Abschluss zu machen. Geld hätte er tatsächlich nötig, denn Aufträge -auch von seiner Freundin, Anwältin Vicky Kahn, werden immer knapper.
Mehr aus Zufall gerät ausgerechnet Fish dem "Bad Cop" des Buches, dem ehemaligen Polizeipräsidenten Jakob Mkezi, in die Quere, als dieser versucht, sein Vermögen zu vergrößern.
Erzählt wird auf mehreren Zeitebenen. Die eingefügten, zwischen 1977 und 1994 spielenden "Todesschwadron"-Kapitel, erzählen die Geschichte von vier Geheimagenten, die sich als Auftragskiller für das Regime verdingen und nach dem Ende der Apartheid untertauchen. Wie Mike Nicol diese Ebenen zusammenführt und die scheinbar unzusammenhängenden Ereignisse miteinander verknüpft, ist virtuos und zeigt ein Prinzip des Buches auf: Wie die Vergangenheit die Gegenwart einholt - und das meist im negativen Sinne.
Ein sehr empfehlenswerter Thriller.
Mike Nicol: Bad Cop. Ein Kapstadt-Thriller. Übersetzt von Mechthild Barth. München: btb Verlag, 2015. 544 Seiten, 9,99 Euro. ISBN 978-3-442-74845-7
(Disclaimer: Ich erhielt ein kostenloses Rezensionsexemplar vom Randomhouse Bloggerportal, vielen Dank)
Großartig und humorvoll gezeichnet (Paul Cauuet) und erzählt (Wilfrid Lupano) ist die dreiteilige Sozialkomödie um "Die alten Knacker" im Splitter Verlag (bislang zwei Teile erschienen). Allein die grafische Gestaltung verrät bereits viel über drei der Hauptcharaktere - die siebzigjährigen Pierrot, Mimile und Antoine, die seit der Kindheit miteinander befreundet sind.
Die Geschichte, eine Reise in die Vergangenheit und das Aufdecken mehrerer Geheimnisse über die Lieben ihres Lebens - ein Roadmovie im ersten Teil, eine Art Kriminalstück im zweiten.
Intisar ist Anfang 30, sie fährt einen fast genauso alten blauen Toyota Corolla mit gelbem Streifen an der Seite (siehe Covergestaltung), und sie arbeitet als Ärztin. So weit, so gut. Intisar lebt mit ihrer Mutter, ihrer Schwester und ihrem jüngeren Bruder Saleh, dem einzigen Mann, dem sie vertraut, zusammen. Praktisch, dass er auch ihr Wali ist - das männliche Familienmitglied, das im Jemen alle offiziellen Entscheidungen für eine Frau treffen und sie auch zu Ämtern begleiten muss. Intisar lebt im Jemen und hätte sich ihr Vater, ein reicher und damit mächtiger Mann, nicht von ihrer Mutter scheiden lassen, um mit "der Hexe" viele (dumme) Stiefbrüder in die Welt zu setzen, wäre Intisar vermutlich auch schon verheiratet und könnte sich mit ihrem Toyota nicht heimlich Rennen gegen jeminitische Männer auf den Straßen Sanaas liefern.
Intisar (arabisch: Sieg) ist zwar eine fiktive Figur, die Grundlage ihrer Erlebnisse bilden aber die Geschichten, die Pedro Riera im Jemen sammelte, als er seine Frau für einen zehnmonatigen Aufenthalt dorthin begleitete. 40 Frauen interviewten sei, mit vier jeminitischen Frauen konnte sich Pedro Riera selbst anfreunden - eigentlich sind die Welten von Männern und Frauen im Jemen so streng getrennt, dass das nahezu unmöglich ist. (Zeichnungen: Nacho Casanova)
Offengestanden hatte ich vor dieser Graphic Novel keine Ahnung vom Leben im Jemen und seinen Widersprüchen, gerade für Frauen. Wer gerne Satrapi und Delisle liest, wird auch "Intisars Auto" mögen, ich war jedenfalls komplett begeistert von der Story und dem Einblick in ein mir komplett fremdes Leben, das nebenbei noch mit einige Vorurteilen aufgeräumt hat...
Intisars Auto. Aus dem Leben einer jungen Frau im Jemen
Pedro Riera
Nacho Casanova (Zeichner)
Aus dem Spanischen von André Höchemer
Egmont Graphic Novel, 2014
So gerne ich Science Fiction mag, so ist es doch sicher kein Genre, das ich oft lese. Meine Perry Rhodan-Tage liegen laaaaange zurück. Alles, was ich danach an SciFi las, war zwar meist besser geschrieben und wesentlich origineller, aber als Stoff nie mehr so groß, dass ich wirklich in eine Science-Fiction-Welt abgetaucht wäre und die Fortsetzung kaum erwarten konnte. (Außer im Filmbereich)
Das ist jetzt anders. Die Bezugspunkte, die ich in Science Fiction habe, konnte ich auch in "Die Maschinen" von Ann Leckie ausmachen, wie z.B. die Borg aus Star Trek. "Die Maschinen" stellt zu diesem Thema (Kollektiv) die wichtigsten Fragen: Wie funktioniert Identität, wie variabel ist sie, sind wir eigentlich alle Viele? Wie verarbeitet man Traumata bzw. das Gefühl der eigenen Schuld, was macht es mit dem Kopf? Gehorsam oder Befehlsverweigerung? Nicht zuletzt: Was ist Liebe und ist sie für alle möglich?
Unsere Hauptfigur, die Ich-Erzählerin Breq (zumindest nennt sie sich so) ist auf dem Planeten Nilt unterwegs, einem kalten, unwirtlichen Ort. Dort sammelt sie Kapitänin Seivarden schwer verwundet auf, eine Radchaai. Die Radch sind die Bürger eines riesigen Reiches, die lange Zeit auf stetem Expansionskurs ihr Reich erweiterten. Angeführt von Anaander Mianaai, die keine Skrupel zu kennen scheint, wenn sich ihr ein Volk nicht sofort absolut unterwirft - im Notfall werden Exempel statuiert, doch auch genozid-artige Ereignisse sind im Reich der Radch nicht unbekannt. Der Beginn des Buches ist aufgrund der Fülle an Informationen zunächst sehr verwirrend - ein Gefühl, dass durch die über die Hälfte des Buches von Kapitel zu Kapitel wechselnden Zeitstränge verstärkt wird: Ist Breq im ersten Kapitel ein Individuum, offenbart sie sich im nächsten als eine von Vielen. Als Teil einer künstlichen Intelligenz, die auf einem anderen Planeten zu einer anderen Zeit diente und mit einem Raumschiff verbunden war, der "Gerechtigkeit der Torren". Lange bleibt unklar, weshalb sie jetzt auf Nilt ist, ob sie überhaupt weiblich ist (ein weiterer, sehr interessanter Aspekt des Buches!), welches Ziel sie verfolgt, und was sie mit Seivarden verbindet. Jason Pettus bringt auf goodreads auf den Punkt, weshalb das Buch so spannend ist:
"it's the kind of perfect blend of mind-blowing theoreticals with action-oriented adventure that represents the "holy grail" of science-fiction, a space-opera and brain-teaser rolled into one perfect story bound to satisfy all genre fans no matter who they are."
Im Vorwort des Übersetzers Bernhard Kempen, der einen tollen Job gemacht hat, erzählt er über die größte Übersetzungsherausforderung von "Die Maschinen": die Genderbezeichnungen. Die Sprache der Radch kennt keine weiblichen/männlichen Formen, Ann Leckie hat im englischen Original die weibliche Form als generische benutzt. Die Figur von Awn ist im englischen Original "she", aber natürlich the lieutenant", da auch das Englische hier nicht unterscheidet. Kempen entschied sich, in solchen Fällen die weibliche Berufsbezeichnung als Standard zu nutzen, also von Leutnantin Awn zu sprechen, was über die Länge des Buches einen faszinierenden Effekt hat, denn: Beim Lesen stellt man sich im ersten Moment nur Frauen vor, und fängt dann an, zu hinterfragen, ob die Figur nun eine Frau oder ein Mann ist. Und welchen bzw. ob es einen Unterscheid machen würde?
Das eBook, das mir vom Bloggerportal von Randomhouse zur Verfügung gestellt wurde, enthält außerdem ein sehr lesenswertes Interview mit der Autorin, das auch auf Die Zukunft nachzulesen ist.
Dort gibt es auch eine weitere, kostenlose Kurzgeschichte, "Das Gift der Nacht", aus dem "Maschinen"-Universum von Ann Leckie zu lesen.
"Die Maschinen" ist der erste Teil einer Trilogie, die im Englischen bereits erschienen ist.
Eigentlich bin ich kein Hörbuch-Mensch. Zwar finde ich es unglaublich toll, wenn mir vorgelesen wird, vor allem dann, wenn ich einschlafen möchte, denn irgendwie gibt es nichts Beruhigenderes, oder? Mit einer Ausnahme. Autofahrten. Wenn man konzentriert am Steuer sitzt und alle Radiosender nur Müll spielen, dann sind Hörbücher das Beste.
Die letzten Wochen musste ich sehr viel Autofahren. Und das in bester Begleitung...
Knorrig. Das ist das erste Wort, das mir einfiel, als Hannelore Hoger anfing zu lesen. Knorrig ist auch ein sehr gutes Wort, um die Bewohner des kleinen Dorfes im Alten Land bei Hamburg zu beschreiben, in dem der Roman "Altes Land" von Dörte Hansen hauptsächlich spielt.
Auch das alte Haus, das als wichtigster Schauplatz selbst lebendig zu werden scheint, knarzt und knurrt: "Dit Huus is mien und doch niet mien", weiß bereits die alte Bäuerin (Ida Eckhoff), als sie erst den vom Krieg traumatisierten Sohn und dann auch das Haus der geflohenen Hildegard von Kahmke überlassen muss. Doch auch diese strenge Ostpreussin zieht weiter. Zurück bleibt Tochter Vera Eckhoff mit ihrem Adoptivvater, während Hildegard von Kahmke eine neue Familie gründet. Jahre später landet Veras Nichte Anne mit ihrem Fünfjährigen wieder im Alten Land bei Vera und ein Kreis schließt sich. Dazwischen liegen witzige, prägnante und berührende Momente, meist ohne Kitsch (dazu ist die Zunge von Dörte Hansen zu scharf und Hannelore Hoger viel zu gut - kann ich nicht anders beschreiben).
Es ist ein Familienroman und eine Geschichte kleiner und größerer Fluchten. Eine wunderbar unterhaltsame Geschichte, die aufs kitschige Happy End verzichtet und einige dunkle Momente einschließt. Hinterrücks werden diese Momente vorbereitet und bevor man sich versieht ists auch schon passiert und weiter gehts in flottem Schritt.
Für ein Hörbuch sind es - gerade anfangs und noch dazu für eine ungeübte Hörerin wie mich - sehr viele Personen, aber das trübt das Vergnügen höchstens kurz - man hört Hannelore Hoger auch gern ein zweites Mal zu, wie sie "Altes Land" liest.
Ein interessantes Spiel mit Erzählebenen, das der neuseeländische Comicautor Dylan Horrocks in ""Sam Zabel And The Magic Pen"" (Dt: ""Sam Zabel in Der König des Mars"") veranstaltet. Hauptfigur Sam Zabel, selbst Comiczeichner, leidet an einer Zeichenblockade. Seit er sein eigenes Werk abgeschlossen hat und mit einer (sexistischen) Superheldinnen-Geschichte Geld verdienen muss, läuft es nicht mehr richtig und bei ihm wird Anhedonia diagnostiziert. ""Anhedonia"" ist eine der Depression verwandte Krankheit, die es unmöglich macht Freude zu empfinden. Soweit so gut, bis auf die medizinische Diagnose hat man das aber alles schon so oder leicht variiert gelesen. Verrückt wird es, als Sam sich ein altes Comicheft besorgt und sich in die Geschichte hinein, und damit mitten in die männlichen Phantasien eines 50/60er Jahre Autors, hinein niest: nackte grüne Jungfrauen von der Venus, die auf ihren Comic-Gott gewartet haben usw. Die Story hüpft durch Erzählebenen und kritisiert (teils sehr platt) Sexismen der meist männlichen Schöpfer von Comics und Mangas.
Beautiful art. The visual storytelling is great, the story itself like a short story but without a surprise. It tells the moment in the life of Corrina where she has to decide if she continues like before or if she leaves the safe road.
Eltern, Mütter, Frauenrollen, Gutmenschen, Kinder, Monster. Recht haben und richtig machen, erwachsen sein, für alle mitdenken, Sehnsucht nach einem ""Gemeinsam"", das es auch im Gemeinschaftshaus nicht gibt.
Wann kommt der Mutter-Burnout? Wann scheitert die Ehe? Wird die Schwester auch verrückt? Wann verliert man den Job? Wie umgehen mit all den vielen Erwartungen???
Faszination des Grauens beim Lesen...
Wer träumt nicht vom Holodeck trifft auf "der perfekte Mord". Und mittendrin Kommissar Westerhuizen, ein Niederländer bzw. Ex-Niederländer, denn in der fernen nahen Zukunft, in der "Drohnenland" spielt, sind die Niederlande unter den Meeresspiegel abgesunken. Nun lebt er in Brüssel und arbeitet für die europäische Polizei, die selten, sehr sehr selten einen Mord aufzuklären hat, bei der es vom Täter keine heiße Spur gibt. Jedes Quadratfitzelchen Erde wird ständig gescannt, den Ermittlern stehen Simulationen (also die Art Holodecks) zur genauen Rekonstruktion zur Verfügung und sie arbeiten mit einer Analystin zusammen, die ihnen hilft, die enorm intelligenten Rechner zu verstehen.
Die Welt, die Hillenbrand für seinen Polit-/Verschwörungs-/Maschinen-Zukunftskrimi entfaltet, ist erschreckend nah an uns dran. Vom Klimawandel bis zur skizzierten Veränderung des Wirtschafts- und Machtgefälles und natürlich vor allem den Folgen des Umgangs mit Technologie und Überwachung: es ist beängstigend zu lesen, wie plausibel das alles klingt. Dabei bleibt die Story die ganze Zeit hochspannend.
An einem Tag verschlungen, sehr gute Unterhaltung
(Gelesen auf skoobe)
Was ist eigentlich Glück? Ist es ein Zustand, der erst retrospektiv existiert, der vorbei ist, sobald man sich seiner bewusst wird? Und wer ist eigentlich glücklich? "Die Glücklichen" sind es jedenfalls nicht, glücklich, das sind nur die anderen: die tote Schwiegermutter, die gecrashten, nun auf dem Land lebenden Ex-Unternehmer. Glück ist der sichere Lebensentwurf, die Antwort auf die Frage, wie will ich eigentlich leben.
Kristine Bilkau fängt im Zusammenleben von Isabell und Georg viele kleine Glücks-Momente ein, ohne dass man sich beim Lesen dessen unbedingt bewusst wird. Von Anfang an spielt die konstante Unzufriedenheit der beiden eine viel größere Rolle. Die Spannung beim Lesen wächst dabei stetig an, sie lauert von der ersten Seite in den Details und der ausgewählten Szenerie. Irgendetwas stört immer.
Dabei scheinen die jungen Eltern (Sohn Matti kommt im Laufe des Buches in die Kita) anfangs alles zu haben: gute Jobs - sie als Cellistin, er als Journalist, einen gesunden Sohn, eine schöne Wohnung in einem "richtigen" Viertel, den Kühlschrank voller Bio-Produkte usw. Wären da nicht die Zweifel. Das Leben ist nicht deckungsgleich mit ihrem Traum davon, es hat sich anders entwickelt, als man es sich als Jugendlicher vorstellte und: Es erfordert Veränderung. Als sich Georgs und Isabells (denen man abwechselnd folgt) Zweifel zu Existenzproblemen auswachsen, kann man das Buch längst nicht mehr aus der Hand legen: man tanzt mit den beiden am Abgrund entlang und legt es am Ende zufrieden aus der Hand, während die Fragen nach dem eigenen Lebensentwurf leise ihre Stimme erheben...
Unbedingt lesen!
(Disclaimer: ich habe ein Rezensionsexemplar von "Die Glücklichen" über das Bloggerportal von Randomhouse erhalten)