"Wer sehr lange lebt, verliert doch nur dasselbe wie jemand, der jung stirbt. Denn nur das Jetzt ist es, dessen man beraubt werden kann, weil man nur dieses besitzt.'
Dieses Marc Aurel Zitat ist dem in der vorliegenden Sonderausgabe kleinen Buch vorangestellt. Überschlägt man es erst, beschäftigt es einen nach der Lektüre des ganz und gar nicht kleinen Buchs, umso mehr.
Julius Winsome lebt einsam in einer Hütte in den Wäldern Maines, der nächste Ort, Fort Kent, einige Meilen entfernt. Ende Oktober, Anfang November, zur Handlungszeit der Geschichte, bereitet man sich hier auf den Winter vor. Deckt die Holzscheite zu, damit sie nicht vom ersten Schnee überrascht und feucht werden, repariert nochmals alle Stellen am Haus, durch die Wind und Schnee eindringen könnten und kommentiert Hobbes, dem aus dem Tierheim geretteten Pitbullterrier wie ungewöhnlich nah der letzte Schuss klang... Mit dem Winter betritt und der Trauer schleicht sich noch ein anderes Gefühl in seine Hütte und Julius agiert urplötzlich und völlig nachvollziehbar in einem Rachedrama mit Shakespeare-Anklängen. Wie diese Geschichte eskaliert ist absolut verstörend.
Gerard Donovan: Winter in Maine. Aus dem Englischen von Thomas Gunkel. Einmalige Sonderausgabe München, 2014.